12. Jun 2023
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In diesem Interview verrät uns die neue Leiterin der Werkstatt, woran sie merkt, dass INTEGRAL so eine lange Geschichte hat, was sie an der Werkstatt gut findet und was sie sich für die Zukunft wünscht.
L. Marrocco: Wer sind Sie und was ist Ihre Funktion?
A. Sprang: Mein Name ist Annett Sprang. Ich bin seit dem
01.02.2023 die Werkstatt-Leiterin der INTEGRAL-Werkstätten.
L. Marrocco: Warum ist dieses Jahr besonders für die
Werkstatt von INTEGRAL?
A. Sprang: Die Werkstatt wird in diesem Jahr 30 Jahre alt.
Das wollen alle Integraler*innen Mitte Juni im Spreespeicher feiern.
L. Marrocco: Woran merken Sie, als neue Leitung, dass
die Werkstatt eine 30jährige Geschichte hat? Und wie erleben die
Mitarbeiter*innen diese Geschichte?
A. Sprang: Hier arbeiten viele Mitarbeiter*innen schon
sehr lange. Sie haben sich in unserer letzten Werkstattzeitung „alte Hasen“ genannt.
Man merkt, dass es für viele sehr wichtig ist, schon lange
hier tätig zu sein. Es gibt eine hohe Identifikation mit der Werkstatt. Einfach gesagt, die Mitarbeiter*innen fühlen sich mit
der Werkstatt verbunden.
Zum Jubiläum wollten wir herausfinden, was Integral für
unsere Mitarbeiter*innen bedeutet. Wir haben deswegen die
Mitarbeiter*innen der Zeitungsgruppe gebeten, ein Motto für unser Bestehen zu
finden.
Es gab einige Vorschläge von den „alte Hasen“ und andere von den „ganz jungen“, die noch
nicht so lange bei uns arbeiten. Alle sagen: „Wir fühlen uns bei Integral wohl. Die Arbeit
hier schaffen wir. Wir können wählen, wo wir arbeiten wollen. Unsere Wünsche werden berücksichtigt in der Werkstatt und
auch bei der Außenarbeit in den Betrieben überall in Berlin.“
Die Mitarbeiter*innenverstehen sich als
professionelles Team. Die Arbeit bei Integral ist ein wichtiger Teil ihres
Lebens. Kolleg*innen werden hier zu Freunden.
So wählte die Zeitungsgruppe das Motto: „30 Jahre
Werkstatt – mein Job, meine Freunde, mein Leben“.
Dieses Motto bezieht unsere Fachkräfte selbstverständlich mit ein, weil sie sich die berufliche und gesellschaftliche Teilhabe für Menschen mit Behinderungen auf die Fahne geschrieben haben. So sieht man, dass unsere Fachkräfte sehr professionell und auf Augenhöhe mit unseren Mitarbeiter*innen arbeiten. Das gilt hier für die „Alten Hasen“ und die „ganz jungen“.
In solchen Prozessen wird die Geschichte der INTEGRAL-Werkstatt sichtbar. Sichtbar als 30jährige Kompetenz.
L. Marrocco: Welche Aspekte der 30jährigen Entwicklung
der Werkstatt finden Sie gut?
A. Sprang: Ich finde die Größe der Werkstatt optimal für
unsere Mitarbeiter*innen. Sie ist nicht zu groß und nicht zu klein.
Ca. 300 Menschen arbeiten an einem der zwei Standorte oder
in Betrieben außerhalb der Werkstatt. Hier kennt man sich.
Aber was noch wichtiger ist: Hier hilft jeder Jedem.
Hier im Haus hängen z.B. Plakate für Veranstaltungen im
Begegnungszentrum oder im Frauencafe´. Wenn ein*e Mitarbeiter*in nicht lesen kann, liest ihm ein*e
andere*r vor. Oder sie verabreden sich gemeinsam dorthin zu gehen. Das finde ich toll.
Ich finde auch die Vielfältigkeit der Arbeit in den
INTEGRAL-Werkstätten sehr gut. Es gibt Arbeit im Handwerk oder im Service.
Einfache oder komplexere Tätigkeiten.
Wir arbeiten für bekannte Kunden -
Cornelsen, Gonis oder G-Elit. Wir malern für die Seniorenstiftung, aber
auch für private Kunden.
Unsere Gartenpflege hat so viele verschiedene Kunden. Das
kann ich mir gar nicht merken.
Junge Unternehmen mit innovativen
Produkten arbeiten mit uns zusammen. Wir verpacken ihre Produkte und
versenden sie. Hier müssen wir besonders sorgfältig und akkurat arbeiten. Meist sind es kleine Chargen. Einfach gesagt, es sind wenig
Stück von einer Sorte. Das macht die Industrie nicht. Wir helfen so den kleinen
Firmen, ihre Produkte zu verkaufen.
Ich finde auch toll, dass wir eine Werkstattzeitung haben. Unsere Zeitung heißt „Integraler“ (letzte Ausgabe) . Sie wird von der Zeitungsgruppe gemacht. Hier arbeiten zu 90 % Menschen mit Behinderungen. Sie bestimmen die Themen und schreiben Artikel. Auch in unserem INKLU-Blog veröffentlichen sie ihre Beiträge. So eine Zeitung braucht Mut. Den haben die Mitarbeiter*innenund unsere Leitung. Die Zeitung wird in unserem Druckbereich von uns gedruckt.
Ich erlebe hier eine besonders inklusive Arbeitsweise und Atmosphäre. Es werden immer mehr Aufgaben von den Mitarbeiter*innenübernommen. Inklusiv arbeiten, heißt im Team arbeiten, hier bei Integral.
L. Marrocco: Wo sehen Sie Entwicklungsmöglichkeiten? Was
wünschen Sie sich als Werkstattleitung für die Zukunft?
A. Sprang: Kunden, die unsere tolle Arbeit gut bezahlen
wollen und können. Mehr Kooperation mit Firmen für die Mitarbeiter*innen, die
außerhalb der Werkstatt arbeiten wollen.
Einen höheren Lohn für alle Mitarbeiter*innenmit
Behinderungen.
Deswegen haben wir gemeinsam mit den anderen Berliner
Werkstätten am Aktionstag der Werkstatträte am
24.05.2023 mitdemonstriert!
L. Marrocco: Vielen Dank Frau Sprang für das nette Interview und herzlichen Glückwunsch für das 30jährige Bestehen!
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